Welche Ursachen hat ein Vitamin-B1-Mangel?
Vitamin B1 (Thiamin) ist ein wasserlösliches Vitamin. Der Körper kann Thiamin nicht selbst bilden und kaum speichern. Deshalb ist es wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr mit der Ernährung zu achten. Ein Vitamin-B1-Mangel wird meist durch Krankheiten ausgelöst. Er macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar. Die Behandlung des Mangels erfolgt mit einem Vitamin-B1-Präparat.
Welche Ursachen hat ein-B1-Mangel?
Eine sehr einseitige, vitaminarme Ernährung kann zu einem Vitamin-B1-Mangel führen. Bei Menschen in Industrieländern ist das heutzutage dank des reichhaltigen Nahrungsangebots aber nur sehr selten der Fall.
Das bestätigt auch die nationale Verzehrsstudie des Max Rubner-Instituts aus dem Jahr 2008. Diese kam zu dem Ergebnis, dass der Median der täglichen Zufuhr bei Frauen 1,2 Milligramm und bei Männern 1,6 Milligramm betrug. Beide Werte liegen über dem normalen Tagesbedarf.1
Vitamin-B-Mangel durch Krankheiten
Größtenteils lässt sich der Vitamin-B1-Mangel auf ein gesundheitliches Problem zurückführen. Verschiedene Erkrankungen können dazu führen, dass der Körper das Thiamin aus der Nahrung nicht richtig aufnehmen kann oder der Bedarf erhöht ist.
Risikofaktoren für einen Mangel an Vitamin B1
Zu den krankheitsbedingten Ursachen für einen Vitamin-B1-Mangel zählen z.B.:
- Erkrankungen der Leber
- Chronische Verdauungsprobleme
- Schilddrüsenüberfunktion
- Essstörungen
- Alkoholismus
- Schwangerschaftsübelkeit
Erkrankungen der Leber
Die Leber ist an unzähligen Stoffwechselprozessen beteiligt. Leberkrankheiten können unter anderem dazu führen, dass der Körper Vitamin B1 nicht richtig verstoffwechseln kann und es trotz der Aufnahme in ausreichender Menge zu einem Mangel kommt.
Essstörungen
Essstörungen wie Bulimie führen früher oder später zwangsläufig zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen. Ein Mangel an Vitamin B1 ist nur eine der Folgen, mit denen Betroffene zu kämpfen haben.
Chronische Verdauungsprobleme
Anhaltende Störungen der Verdauung wie chronischer Durchfall können die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung im Darm beeinträchtigen. Das kann unter anderem auch einen Mangel an Vitamin B1 zur Folge haben.
Alkoholmissbrauch
Alkoholismus geht unter anderem mit einer erhöhten Flüssigkeitsausscheidung sowie einer einseitigen Ernährung einher. Zudem schädigt der häufige Konsum von Alkohol die Leber. All das führt dazu, dass Alkoholkranke sehr oft von einem Mangel an wasserlöslichen Vitaminen wie Thiamin betroffen sind.
Schilddrüsenüberfunktion
Schwangerschaftsübelkeit
Viele Frauen leiden während ihrer Schwangerschaft an Übelkeit und müssen sich häufig erbrechen. In Kombination mit dem durch die Schwangerschaft erhöhten Bedarf steigt dadurch das Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel.
Vitamin-B1-Mangel bei Säuglingen
Bei Säuglingen kann es zu einem Vitamin-B1-Mangel kommen, wenn ihre Mutter selbst davon betroffen ist. Er tritt meist in der dritten oder vierten Lebenswoche auf. Zu seinen möglichen Folgen zählen unter anderem Herzinsuffizienz und eine Beeinträchtigung der Reflexe des Babys.
Welche Funktionen erfüllt Vitamin B1 im Körper?
Vitamin B1 ist an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt. Thiamin ist vor allem für den Energiestoffwechsel wichtig. Der Körper braucht das wasserlösliche Vitamin als Coenzym, um aus Eiweiß und Kohlenhydraten Energie zu gewinnen.
Außerdem hilft Vitamin B1 dabei, Reize zwischen den Nerven und der Muskulatur zu übertragen. Aus diesem Grund ist Thiamin für eine normale Funktion des Nervensystems entscheidend.
Wie hoch ist der Tagesbedarf?
Der Tagesbedarf variiert je nach Alter und Geschlecht. Die DGE hat für die Thiamin-Zufuhr folgende Referenzwerte festgelegt:
- Männer benötigen pro Tag zwischen 1,1 mg und 1,3 mg Thiamin, während der Bedarf bei Frauen mit 1 mg etwas niedriger ist.
- Ab dem zweiten Trimester der Schwangerschaft und während der Stillzeit ist der Tagesbedarf von Frauen mit 1,2 mg – 1,3 mg etwas erhöht.
- Säuglinge haben einen täglichen Vitamin-B1-Bedarf von 0,2 mg – 0,4 mg.
- Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre brauchen je nach Geschlecht und Alter zwischen 0,6 mg und 1,4 mg Thiamin.2
Welche Folgen hat ein Thiamin-Mangel für den Körper?
in Vitamin-B1-Mangel beeinträchtigt insbesondere den Energiestoffwechsel und die Funktionsfähigkeit des Nervensystems. Das hat weitreichende Folgen und macht sich mit diversen Mangelerscheinungen bemerkbar. Wird der Thiamin-Mangel nicht behandelt, kann er für Betroffene sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Symptome: Wie äußert sich ein Vitamin-B1-Mangel?
Ein Vitamin-B1-Mangel macht sich zunächst durch unspezifische Symptome bemerkbar. Hält er länger an, nehmen die Mangelerscheinungen immer weiter zu. Die Symptome des Mangels an Vitamin B1 lassen sich hauptsächlich auf eine Beeinträchtigung des Energiestoffwechsels sowie des Nervensystems zurückführen.
Symptome eines Vitamin-B1-Mangels
Zu den möglichen Symptomen eines Mangels an Vitamin B1 zählen z.B.:
- Appetitmangel
- Depressionen
- Gedächtnisprobleme
- Gefühllosigkeit in den Gliedmaßen
- Gewichtsabnahme
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Lähmungserscheinungen
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen
- Muskelschwäche
- Reizbarkeit
- Übelkeit
Beriberi (Beri-Beri): Folge eines schweren Vitamin-B1-Mangels
Ein schwerer Mangel an Vitamin B1 führt zu einem Erkranken an Beriberi bzw. Beri-Beri. Die Erkrankung kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Je nach Verlaufsform können sich die damit einhergehenden Symptome unterscheiden.
Verschiedene Formen von Beriberi
- Trockene Beriberi betrifft hauptsächlich das Nervensystem. Zu den möglichen Symptomen zählen z.B. Störungen des Bewusstseins, Neuropathie sowie Muskelschwäche.
- Feuchte Beriberi betrifft insbesondere das Herz-Kreislauf-System. Typische Symptome sind beispielsweise Ödeme sowie Herzinsuffizienz oder sogar Herzversagen.
- Zerebrale Beriberi betrifft vorrangig das Gehirn. Zu den auftretenden Symptomen gehören unter anderem Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen und Augenprobleme.
Wo tritt Beriberi auf?
In Entwicklungsländern ist die Krankheit aufgrund des knappen Angebots an Nahrung recht weit verbreitet. In Industrieländern ist ein Erkranken an Beriberi hingegen relativ selten. Sie kann aber bei einer sehr einseitigen Ernährung mit stark verarbeiteten Kohlenhydraten durchaus auftreten. Außerdem kann die zerebrale Verlaufsform durch Alkoholmissbrauch oder Essstörungen ausgelöst werden.
Was ist die Wernicke-Enzephalopathie?
Bei der Wernicke-Enzephalopathie handelt es sich um eine besondere Form der zerebralen Beriberi. Die Erkrankung ist meist auf jahrelangen Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Davon abgesehen kann sie aber auch durch Krankheiten wie Aids und Krebs oder andere Ursachen für eine dauerhafte Mangelernährung ausgelöst werden.
Welche Symptome verursacht die Wernicke-Enzephalopathie?
Die Wernicke-Enzephalopathie ist mit einer Schädigung des Gehirns verbunden. Das führt mit der Zeit zu diversen Einschränkungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
Die Wernicke-Enzephalopathie kann sich unter anderem durch folgende Symptome bemerkbar machen:
- Gleichgewichtsprobleme
- Benommenheit bis hin zu Ohnmacht
- Unwillkürliches Zittern (Tremor)
- Unruhe und Verwirrtheit
Was ist das Karsakow-Syndrom?
Beim Korsakow-Syndrom handelt es sich um eine Erkrankung, die die Funktionsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigt. Es wird meist durch das Zusammenspiel aus einem schweren Thiamin-Mangel und Alkoholmissbrauch verursacht.
Oftmals entwickelt sich das Korsakow-Syndrom im Anschluss an die Wernicke-Enzephalopathie. Zu den Hauptsymptomen der Erkrankung gehören Störungen des Gedächtnisses in unterschiedlicher Ausprägung.
Wie wird ein Vitamin-B1-Mangel diagnostiziert?
Bei Symptomen eines Vitamin-B1-Mangels sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Die Diagnose des Thiamin-Mangels erfolgt anhand der auftretenden Symptome. Sie gilt als bestätigt, wenn die Mangelerscheinungen durch die Behandlung verschwinden.
Wie lässt sich ein Vitamin-B1-Mangel ausgleichen?
Um den Vitamin-B1-Mangel auszugleichen, ist die Einnahme eines Vitaminpräparats notwendig. Das Nahrungsergänzungsmittel wird normalerweise oral eingenommen, bis die Symptome nachlassen.
Bei einem schweren Vitamin-B1-Mangel kann das Thiamin Betroffenen bei Bedarf auch intravenös verabreicht werden.
Was passiert bei einer Überdosierung?
Wenn man zu viel Thiamin einnimmt, scheidet der Körper es einfach mit dem Urin wieder aus. Eine Vitamin-B1-Überdosierung ist daher sowohl mit der normalen Ernährung als auch mit Nahrungsergänzungsmitteln nahezu unmöglich.
Allerdings können gelegentlich Probleme mit dem Magen und weitere Nebenwirkungen auftreten, wenn Vitamin B1 in hoher Dosis als Injektion verabreicht wird.
Mögliche Nebenwirkungen einer Überdosierung
Die intravenöse Gabe von Vitamin B1 kann z.B. folgende Nebenwirkungen verursachen:
- Schweißausbrüche
- Hitzewallungen
- Kopfschmerzen
- Herzrhythmusstörungen
- Bauchkrämpfe
- Übelkeit
Wie kann man einem Vitamin-B-1-Mangel vorbeugen?
Um einen ernährungsbedingten Vitamin-B1-Mangel zu vermeiden, reicht eine ausgewogene Ernährung normalerweise vollkommen aus. Vitamin B1 findet sich sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln. Mageres Schweinefleisch, Hülsenfrüchte wie Erbsen und Vollkornprodukte wie Haferflocken sind besonders reich an Thiamin.
Kartoffeln und andere Gemüsesorten enthalten etwas weniger Thiamin als Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte oder mageres Fleisch. Dank der üblicherweise recht großen Verzehrsmenge kann Gemüse dennoch dazu beitragen, die empfohlene Tagesdosis mit Lebensmitteln zu erreichen.
